Lieber Wind, du sanftmütige, zarte Brise, du angsteinflößender, gewaltiger Sturm.
Wenn du durch die grünen, saftigen Blätter der Bäume wehst und den Vögeln erlaubst auf dir zu gleiten. Wenn du den Regen mit dir nimmst, und ihn über dem Land verteilst, während ich unter meinen zu schwer gewordenen Gedanken nicht mehr vorwärts komme und die Last zum Tragen zu groß geworden ist. Wenn meine Gedanken wie Blei auf mir liegen, nimmst du sie dann mit?
Nimmst du sie mit, auf deinem Weg und wirfst sie aus der Welt, damit sie niemanden mehr belasten können? Oder nimmt dein Sturm auch den Rest von mir mit?
Wirst du entscheiden können, welche Gedanken mir wichtig sind und welche du hinfortwehen kannst? Wirst du den Unterschied bemerken, ehe du alles in dir aufnimmst und als Staub aus der Welt wirfst?
Oder ist die Gewichtigkeit meiner Gedanken für dich nicht zu erkennen? Sind meine unbezahlbar kostbaren Erinnerungen und Gedanken, Gefühle und zu mir gehörenden Schmerzen für dich nicht von meiner Last zu unterscheiden?
Wirst du, wenn du durch meine Seele wehst und mir deinen Sturm entgegen wirfst alles mitnehmen, was mich ausmacht? Alle so kostbaren Gedanken, meine wertvollsten Gefühle und liebsten Erinnerungen?
Lieber Wind, wehe durch mich hindurch! Umwirbel meine Seele und fülle sie mit Sturm. Sei in mir das Chaos und heb‘ mich in die Lüfte. Lass mich fühlen, dass ich Lebe. Aber… lass mir meine Schwere.
Sie ist ein Teil von mir und ohne ihr Gleichgewicht, würde ich mich in der Ungewissheit verirren. Lass mir meine Gedanken, denn ohne sie wäre ich nicht hier.
Ohne mein Licht, gäbe es den Schatten in mir nicht. Doch ohne das Licht, wäre ich nicht imstande zu sein.
Also erwarte ich dein Chaos. Festen Blickes stehe ich vor dir und bin bereit für deine Macht. Lass uns gemeinsam fliegen und die Harmonie der Gedanken fühlen. Dem Gleichklang des Lebens. Lass uns Höhen unbedeutend machen und den Himmel zum greifen nah. Lass uns durch Schatten und Licht hindurch ins Gleichgewicht schweben und dem flüstern der Seelen der Welt lauschen.
Danke, lieber Wind, dass du meine Zweifel davonträgst.
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Richtig toll. Der Text hat mich sehr berührt.
Vielen Dank! Es freut mich sehr, das zu lesen!