Stille

Wenn die laute Welt verstummt, öffnet sich die Welt der Stille.

In jeder Sekunde verarbeitet unser Körper eine Vielzahl von Geräuschen. Mal mehr und mal weniger. Mal lauter und mal leiser…

Unsere Seele scheint manchmal ob der Geräusche geplagt zu sein. Wie eine alles zerreißende Sehnsucht, zieht es uns in die Wälder oder andere abgelegene Orte unseres Planeten. In die Einsamkeit. An Orte, an denen wir nur noch das hören, was zu hören gewünscht ist. An Orte der Erkenntnis, der Ruhe und des inneren Friedens.

Und manchmal entsteht eine Art Riss. Wie ein Portal zu einer anderen Welt, öffnet sich eine Lichtung in uns, wenn all die Geräusche um uns herum für einen Moment zu einem Ende finden und schließlich in einer perfekten Harmonie verstummen.

Plötzlich ist sie da. Die Stille. Bewiesen durch unseren Atem, den wir laut und deutlich hören. Bewiesen durch das Knacken der Baumrinde, die von der Sonne erwärmt wird. Leise trägt der sanfte Wind den Fall eines Blattes an unsere Ohren. Die Stille wird uns präsentiert, durch das Geräusch von Käfern, die auf trockenen Blättern auf dem Waldboden umherkrabbeln. Stille. Unterbrochen von Geräuschen, die uns an sie erinnern. Die sie uns bewusst machen. Geräusche, die im Verbund der Welt im Sturm der Laute untergehen und sich in der Weite verlieren.

Hier an diesem Ort, der uns ein Gefühl von Freiheit auf die Seele malt, fühlen wir die Stille. Wir hören sie.

Es ist wie eine andere Welt, in die wir in diesen ganz bestimmten Momenten hineinfühlen können. Jeder Schritt, den wir nun machen, umhüllt die absolute Ruhe wie eine weiche, warme Decke in einer kühlen Winternacht. Und wie, als wenn es uns gut tut, machen wir ihn absichtlich. Den nächsten leisen Schritt in die Stille. Doch so laut, dass wir diese andere Welt in den tiefsten Tiefen unseres Körpers spüren. Wie eine Gänsehaut auf der Seele kribbelt es in unserem Kern. Ein Gefühl, das wir festzuhalten versuchen. Ein Gefühl, das die Sehnsucht aus uns herauszureißen droht. Denn in diesen Momenten scheint alles da zu sein, wonach die Sehnsucht stets greift.

Das leise, sanfte plätschern des kleinen Baches, der unseren Weg kreuzt wirkt wie ein leidenschaftlicher Kuss, der unseren gesamten Körper bedeckt und verhallt in der Welt der Klänge, sobald wir unseren Weg fortsetzen. Eine kleine Unterbrechung, um uns die Stille wieder bewusst zu machen.

Der Kies unter unseren Schuhen schabt aneinander, während wir einen Schritt vor den Nächsten setzen. Langsam, um die Geräusche nicht aufzuscheuchen. Behutsam, um den Sturm der Klänge der Welt nicht zu provozieren. Wir sind so vorsichtig, als hielten wir die Stille an einem dünnen Faden, der zu reißen droht, sollten die Geräusche zu schwer werden. Zu schwer die Stille zu bewahren.

Noch einmal innehalten. Noch einmal unseren Atem hören. Noch einmal dem Rascheln der Blätter im Wind lauschen. Noch einmal wissen: Es gibt sie. Diese Welt, in der alles ineinander greift. Diese Welt der Stille.

Wenn wir unseren Weg dann fortsetzen, unsere Schritte schneller werden, die Geräusche der Welt langsam aus der Ferne an unsere Ohren dringen, legt sich ein Nebel über diesen geheimnisvollen, unbestimmten Ort.

Doch wir wissen, dass wir den Schleier durchdringen können. Nicht mit Gewalt. Nicht mit Gebrüll und nicht mit Waffen oder Zauberei. Wir müssen nur weit genug gehen, dass die Welt zurück bleibt. Weit genug, dass die Stille uns findet. Weit genug, dass wir die Ameisen krabbeln hören. Weit genug, dass der Nebel sich legt und unsere Sehnsucht aus uns herausfließt. Weit genug, dass die Klänge langsam in der Stille versickern, die Gedanken zur Ruhe kommen und wir wieder frei sind.

Stille existiert an verschiedenen Orten. Auch die Unterwasserwelt ist ein Ort der Wunder. In meiner persönlichen Reflexion über das Freitauchen, kannst du etwas über einen für mich ganz besonderen und persönlichen Moment erfahren.

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