Ein Herbstspaziergang

Ein von klarer Luft und dem Duft von Laub getränkter Tag, lädt mich zu einem Herbstspaziergang ein.

Ich betrete die Schwelle des Waldes, die mit bunt gesäumten Blättern einladend vor mir ausgebreitet liegt.

Mich umfängt eine Ruhe, die von Erneuerung herrührt. Eine Ruhe, die sich in meine Glieder schleicht und sich langsam im gesamten Körper ausbreitet. Jeder Schritt, den ich mache, ist ein Schritt in der Zeit. Ich gleite durch den Kreislauf des Lebens, während um mich herum der Wind weht und weitere Blätter in der Luft tanzen lässt. Manche landen auf meiner Jacke und rutschen von ihr ab, nachdem sie mich in ihren Bann gezogen haben.

Der Wald wird dichter und bald sehe ich die Straße, die mich herführte am Ende des vom Laub bedeckten Waldbodens langsam verschwinden. Ich bleibe stehen und sehe mich um. Blicke durch die licht gewordenen Baumkronen gen Himmel und staune, wie blau es dort oben ist. Die Sonne scheint durch die Äste, die immer noch einige bunte Blätter tragen. In ihrem Schein lässt sie die Welt in verschiedenen Gold und Bronze-Tönen funkeln.

Meine Schritte verhallen schnell, wenn ich innehalte und es scheint, als wäre ich in einer anderen Welt.

Eichhörnchen laufen umher und verstecken Nüsse. Vogelschwärme am Himmel weisen auf den bevorstehenden Kälteeinbruch hin. Das Fenster eines Hauses schimmert durch die Äste eines bereits kahl gewordenen Baumes. Schwaches, warmes Licht, das von Kerzenschein herrührt und flackernd Gemütlichkeit ausstrahlt scheint auf den dunkeln Weg daneben.

Drei Schritte weiter bedeckt der Wald wieder die Zivilisation und ich fühle mich wieder frei. Die Luft wird kälter und mein Atem beginnt in kleinen Wölkchen zwischen meinen Lippen auszutreten, während die Sonne am Horizont den Himmel in ein warmes dunkel Orange taucht. Die wenigen Wolken am Himmel erstrahlen, wie Zuckerwatte und schaffen in mir ein Gefühl von Dankbarkeit.

Nun verklingen auch die letzten Geräusche fahrender Autos in der Ferne und auf dem Waldboden fühlen sich meine Schritte an, als wenn ich Teil des Ganzen wäre. Während die Nacht ihr Tor der Dämmerung weit ausbreitet, fliegt ein großer Schwarm Krähen über den Baumkronen daher und verschmilzt bald mit dem Schatten des Zwielichts zu einer mystischen Welt aus einer anderen Zeit.

Meine Augen gewöhnen sich zunehmend an die Dunkelheit und werden durch den hell scheinenden Mond entlastet. Er wirft sein weiches Licht über den Wald und webt mit den Schatten der Bäume Magie, die mich in einen Mantel aus Vertrauen hüllen. Die kalte Luft schmeckt nach Stille und lässt bei jedem Atemzug einen Nachgeschmack von Demut zurück.

Mein Herbstspaziergang bringt mich langsam zum Ende des Waldweges, wo ich nochmal innehalte. Ich blicke auf Bäume, die still im Schatten liegen und Geheimnisse aus verschiedenen Zeiten in sich tragen. Ein in Gedanken gesagtes „Danke“ an den Wald ist mein stiller Abschied an diese wundervolle Reise.

Ich trete über die von Laub gesäumte Schwelle auf den Weg aus Asphalt, der mich im Schein des hellen Mondes zwischen Felder durch die angebrochene Nacht geleitet. Der Wind hat nachgelassen und wurde von der Stille eingenommen. Ich bleibe stehen und blicke rundherum. Die Nacht hat Einzug in der Welt gehalten und zaubert tintenschwarze Silhouetten in die Umwelt, die im Mondschein silbrig glänzen.

Ich lasse die Welt der Geheimnisse und des Staunens im Mondschein zurück und betrete die von Laternen beleuchteten Straßen der Stadt. Sterne funkeln am Himmel und leuchten mit der Straßenbeleuchtung um die Wette, während meine Schritte mich allmählich nach Hause führen. Nach Hause von einem Herbstspaziergang, der in meiner Seele fest verwoben sein wird.

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