Die Legende der Mondgöttin oder auch die Legende von Hou Yi und Chang’e, ist eine faszinierende Geschichte aus China. Als bekanntes Stück der chinesischen Mythologie, ist sie eng mit dem chinesischen Mondfest und verschiedenen kulturellen Festlichkeiten verbunden.
Aus einer längst vergangenen Zeit, wurde eine Legende mündlich überliefert…
In einer Zeit vor der Zeit standen zehn Sonnen am Himmel und brannten so heiß, dass sie alles auf der Erde ins Chaos zu stürzen drohten. Die Felder wurden zerstört, die Seen verdampften und die Menschheit befand sich am Abgrund. Ob körperliche Qualen, wie Verbrennungen, Hitzschlag oder Schlimmeres oder seelische Tortur, da keine Aussicht auf Rettung bestand. Die Zerstörung war allgegenwärtig.
Die Götter sorgten sich ebenso wie die Menschen um das Schicksal der Erde und ihrer Bewohner.
Doch ein tapferer Bogenschütze namens Hou Yi, der auf sein Schicksal vertraute, bat die Götter um ihren Beistand. Der Himmelskaiser, höchster Gott des Himmels und des Universums, gewährte ihm seinen Wunsch. Ein letzter Tropfen Hoffnung, der wie Wasser auf glühendem Eisen zu verdampfen drohte und dennoch der letzte mögliche Ausweg war.
Mit dem Segen und dem Beistand der Götter, wagte Hou Yi einen letzten Versuch die Menschheit vor der drohenden Verwüstung und dem damit einhergehenden Untergang des Planeten zu verhindern. Voller Zuversicht nahm er seinen Bogen, legte einen Pfeil ein und spannte die Sehne.
Er schoss auf die erste Sonne und zerstörte sie. Neuem Mut schöpfend legte er Pfeil für Pfeil in seinen Bogen, spannte und schoss eine Sonne nach der anderen nieder. Eine ließ er übrig. Die eine die Leben spenden und beschützen sollte.
Hou Yi war der Held der Menschheit und wurde von den Göttern reich belohnt. Ein Unsterblichkeitselixier war das Geschenk, das die weise und gütige Königsmutter des Westens aus dem westlichen Paradies ihm darbot. Die Königsmutter wachte seit jeher über das Schicksal der Menschen und war Hou Yi so dankbar, dass sie ihm das ewige Leben schenken wollte.
Doch Hou Yi konnte mit dem Gedanken nicht leben, ewig auf Erden zu wandeln und seine geliebte Frau Chang’e sterben zu sehen, während er ohne sie zurück bleiben müsste. Er entschied sich dazu den Trank seiner Frau anzuvertrauen, damit sie ihn gut verwahrte.
Doch Fengmeng, der selbstsüchtige Schüler des Bogenschützen, stahl den Trank aus dem Versteck, während Hou Yi nicht zu Hause war. Aus egoistischen und rücksichtlosen Gründen, die für immer im Verborgenen liegen werden, zwang er Chang’e das Unsterblichkeitselixier zu trinken.
Nachdem sie es getrunken hatte, fühlte sie sich unglaublich leicht. Wie als Übergang zu einer göttlichen Ebene, schwebte sie plötzlich gen Himmel. Sie schwebte weiter und weiter und ließ den Boden der Erde weiter und weiter hinter sich. Ihre Liebe zu Hou Yi war so stark, dass sie es schaffte am Mond anzuhalten und nicht noch weiter aufzusteigen. Sie ließ sich dort nieder und wurde zur Göttin des Mondes erhoben.
Während des alljährlichen Mondfestes erinnern sich die Menschen an diese Legende und verehren die Göttin des Mondes Chang’e. Man sagt, dass wenn man zu dieser Zeit ganz genau hinsieht, Chang’e mit ihrem treuen Freund und Begleiter, dem Mondhasen dort sitzen sehen kann, wie sie auf die Erde hinabsieht und über die Menschheit wacht.
Die Legende der Mondgöttin | Zusatzinfo
Die Legende der Mondgöttin ist eine Erinnerung an die Kraft der Liebe und an Opferbereitschaft und spirituelle Erleuchtung.
Zum Mondfest wird in China traditionell Mondkuchen gegessen, auf dem auch manchmal der Hase abgebildet ist, wie er auf dem Mond sitzt. Der Mondhase ist eine mythologische Figur, die auf der ganzen Welt verbreitet ist und in sehr vielen verschiedenen Kulturen vorkommt. Oft wird sie mit Mondritualen oder wie in diesem Fall mit dem Mondfest in Verbindung gebracht. Er ist eine Figur, die unter anderem in China, Japan, Korea, in indigenen Kulturen Nordamerikas, in Vietnam, Tibet, im Hinduismus und der europäischen Folklore bekannt ist. Ebenso ist er bekannt in der Mongolischen, Türkischen, Arabischen, Indonesischen und vielen, vielen weiteren Kulturen der Welt.
Die Legende der Mondgöttin ist eine von vielen Geschichten, die rund um dem Mond existieren. Eine die es wert ist, von Generation zu Generation weiterzugeben, um die Mondgöttin Chang’e nicht zu vergessen. Die Mondgöttin ist außerdem ein Symbol für Weiblichkeit, Schönheit und Anmut.
Das Mondfest | Zusatzinfo
Das Mondfest, auch bekannt als Mittherbstfest oder Laternenfest, ist eines der wichtigsten Feste in China. Auch in anderen asiatischen Ländern wird es gefeiert.
Am 15. Tag des achten Monats, gerechnet nach dem chinesischem Mondkalender, findet das Mondfest alljährlich statt. Zu diesem Zeitpunkt ist der Vollmond am hellsten. Der Zeitraum entspricht im gregorianischen Kalender in etwa Mitte September bis Anfang Oktober.
Traditionell wird zum Mondfest Mondkuchen mit verschiedenen Füllungen gegessen. Familien kommen zusammen, zünden gemeinsam Laternen an und bewundern den Vollmond. Oft wird dann die Legende der Mondgöttin erzählt, wie sie dort oben sitzt und zu uns runter schaut. Es ist ebenso ein symbolträchtiges Fest. Es ist ein Zeichen für den Herbstbeginn, des Familienzusammenhalts und es wird der Ernte Gedankt.
Als eines der wichtigsten und größten Feste Chinas, ist das Mondfest auch ein fest der Sinne und der Emotionen. Eine Zeit, in der man in sich gehen kann und den Seelen der Welt lauscht.
Schaut auch gerne in meinen anderen Rubriken vorbei. Wie wäre es z. B. mit Gedichten?
Foto von Marty McGuire auf Unsplash