Tunnelblick

Mit der Zeit führt der Druck, der uns von allen Seiten unaufhörlich seine Wände entgegenschiebt zu einem Tunnelblick.

Wo wir vorher die Weite der Welt und unsere Möglichkeiten gesehen haben, bleibt mit der Zeit nur noch eine Sicht wie durch ein Fernrohr. Auf einen Punkt fixiert. Auf ein Ziel gerichtet, vergessen wir nur allzu oft, wer wir sind.

Das Leben hat uns geformt. Mit all seiner Gewalt und Macht, hat es uns in Form gepresst. Übrig geblieben ist der starre Tunnelblick, durch unsere Wände hin zum fernen Licht. Zum einzig wahren Ziel.

Wenn wir an diesem vom Schmerz geprägten Punkt ankommen und vom Druck der Umwelt umgeben nur noch eine Richtung kennen, ist es an der Zeit stehen zu bleiben.

Den Blick immer noch am Ziel ausgerichtet, kommt unser Körper langsam zur Ruhe. Die Schritte werden langsamer und wir drehen den Kopf, nehmen den Blick fort von diesem quälenden Irrtum. Keine Wände haben unseren Blick gelenkt. Keine erbaute Mauer hat uns zum unendlich entfernten, fast imaginären Ziel geleitet.

Wie festgerostete Schrauben, ist es fast schmerzhaft, wie viel Energie aufgewendet werden muss, um die Augen auf die Umwelt zu richten. Schmerzhaft auch, weil die Jahre in dieses nun vor uns liegende Land gezogen sind.

Vergessen liegen sie da. Zertreten und geschunden sehen wir unsere Träume und Prinzipien im Chaos unbeachtet zerfallen.

Doch trauen wir uns die Augen weiter zu öffnen, den Blick schweifen zu lassen und dem Tunnel den Rücken zu kehren, dann wird uns die Wahrheit bewusst.

Wir schauen an uns herab und entdecken Hände, die ausgeruht und zu allem bereit sind. Füße und Beine, die vom ewigen Laufen trainiert und energiegeladen darauf warten das Leben zu erstürmen.

Nichts ist vorbei. Die im Staub zertretenen Träume sind bei genauerer Betrachtung nur Fetzen alter Zeiten. Reste überlagerter Wünsche. Die vom Leben ersetzten Überbleibsel einst wichtig gewesener Visionen. Nur Schatten längst abgelaufener Jahre.

Wir stehen inmitten vom Chaos und unsere Sicht wird klarer denn je. Entschlossenen Schrittes betreten wir das Zentrum der von uns vergessenen Welt und dort finden wir sie. Behütet in unserer Seele. Bewacht von unserer Liebe und fest verschlossen von unserer Überzeugung: Die Magie. Der Knotenpunkt allen Lebens. Die Bänder aus Farben, die uns mit der Welt verbinden. Unberührt und unbeschadet wartet sie darauf unsere Welt in das bunteste Glück zu tauchen.

Nichts ist verloren, solange wir unsere Verbindung zur Welt bewahren. Träume verändern sich und einst wichtig erschienene Dinge verlieren an Bedeutung und verblassen mit der Zeit. Wie ein Abbild vor den Augen, nach dem wir unseren Blick von der Sonne genommen haben, werden sie durch neue Eindrücke ersetzt. Neue Träume, neue Prinzipien.

Sollten wir auf unserem Weg durchs Leben einmal einen Tunnel betreten, der unsere Sicht auf die Welt zunehmend versperrt, ist es nie zu spät ihn zu zerschlagen. Es ist nie zu spät weiterzumachen, neu zu beginnen oder an altem anzuknüpfen. Träume mögen verblasst und vergessen sein. Doch die Farbe der Magie, wird ihnen zu neuem Leben verhelfen. In den intensivsten Farben wird unser Leben plötzlich zu einer Welt in der alles möglich ist.

Gebt niemals etwas auf, was euch wichtig ist. Auch wenn die Zeit ihre Spuren hinterlässt und euren Blick auf die Welt matt werden lässt, strahlt euer Innerstes wie die Sonne selbst. Kommt zur Ruhe, überblickt das Chaos und findet eure Mitte. Ergreift die Bänder der Magie, haltet sie mit eurer Liebe fest und lasst euch vom Universum führen… So weit euch eure Herzen tragen.

Schaut auch gerne bei meinen Gedichten vorbei.

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