Guten Morgen, lieber Sand der Zeit – du sanfter Strand des Lebens. Wie schön, dass du mich willkommen heißt.
Im Glitzern der ersten Lebenstage, funkelst du wie ein in Sternenstaub getunkter Sonnenstrahl. Der obere Teil meiner Sanduhr ist so voll, dass es aussieht, als würde es keinen Durchlass für dich geben – als wenn die Zeit unendlich wäre. Du wundervolles Kleinod, du magisches Wesen. Nur einen kurzen Blick konnte ich auf dich erhaschen, bevor du die nächsten Jahre plötzlich verschwunden warst.
In meinen ersten Tagen und Jahren auf dieser Erde stehst du verschlossen in einem unbekannten Raum, neben unbekannten Problemen, entstanden aus unbekannten Ereignissen.
Du wartest.
Meine Tage ziehen vorbei und die Welt scheint unendlich. Sonnenaufgänge werden so normal wie die Spuren des Lebens, die inzwischen in meinem Gesicht zu sehen sind.
Des Gegenteils nicht mächtig, folge ich dir und gehe mit der Zeit. Und mit den Jahren, die vergehen wird dein Rufen lauter. Oh Sand der Zeit, wie konnte ich dich vergessen. Du rufst nach mir und lässt mich folgen. Und da ist er – der verborgene Raum.
Einst unbekannt und versteckt, war er die ganze Zeit über hier. Nur einen Blick entfernt. Nur eine halbe Drehung um mich selbst, wird aus ehemals Unbekanntem eine gelebte Vergangenheit. Und da stehst du, inmitten aller Wege. Zwei Kammern, die das Leben spiegeln, bedeckt vom Staub der Vergessenheit.
Langsamen Schrittes steige ich über Erlebtes. Ich komme vorbei an Wundern und an Momenten, die im Schatten liegen. Schweren Schrittes, gehe ich langsam auf dich zu. Dann stehe ich vor dir und sehe nur ein trübes Doppelglas, das den Blick ins Innere verbirgt.
Oh, Sand der Zeit – du rätselhaftes Wesen. Versteckst du dich vor mir, damit ich in Angst vor dem allgegenwärtigen Ende weiterlebe? Verhüllst du die Samen deiner selbst, um mir die Freude zu nehmen? Möchtest du, dass Kummer mich umgibt und ich mich in die Dunkelheit flüchte?
Nagende Ungewissheit erfüllt meine Seele mit Schmerz und lässt mein Herz schwer werden wie die Welt selbst. Fragen türmen sich auf, wie der Sand der Vergangenheit und ummanteln die gerade noch alles durchdringende Leichtigkeit mit Furcht und Ballast.
Sand der Zeit, ich fürchte dich.
Du bist mein Peiniger und Henker und lässt meine Schritte vor Schwere im Morast des Kummers versinken.
Wieder gleitet mein Blick nach hinten in die Vergangenheit. Ich sehe funkelnde Kinderaugen, unbeschwert und sorgenfrei. Liebe, die mein Herz erfüllt und die Jahre voller emotionaler Momente durchziehen die Landschaft und münden schließlich in einer Erkenntnis:
Die Uhr war nie gefüllt.
Es war mein Blick, der das Glas trübte. Nicht der Sand bestimmte mein Leben, sondern ich selbst. Und während ich nun in beide leeren Kammern blicken kann, verstehe ich, dass nicht die Zeit mein Feind war, sondern die Angst davor sie nicht zu sehen. Dabei ist sie stets an meiner Seite. Ein Freund, der mich zum Lachen bringt, ein treuer Weggefährte, der mich und mein Innerstes berührt. Eine Macht, die mich behütet.
Oh, Sand der Zeit – ich danke dir. Danke, dass du mich trägst. Danke, dass ich ein Teil von dir sein darf und danke, dass du mich daran erinnerst, wer ich bin.
Ich bin angekommen – nicht am Ende, sondern im Jetzt. Und hier, inmitten dieses stillen Moments, beginnt mein Leben erneut.
Ich vergesse dich – und atme Leben.
Vielen Dank fürs Lesen von „Sand der Zeit“. Ich hoffe, der Text hat dir gefallen und ich konnte dich mit meinen Worten berühren. Hinterlass gerne einen Kommentar hier auf meinem Blog unter dem Beitrag.
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