Geheimnisse

Geheimnisse sind die dunklen, spannungserzeugenden Elemente in Filmen, Büchern und Geschichten. Geheimnisse locken uns und entfachen unsere Neugierde. Sie entzünden in uns ein Verlangen. Wissbegierde drängt uns nahezu nach dem Vorhang zu greifen und die Mysterien zu entdecken. Im Leben treiben sie uns zu ungeahnten Fähigkeiten an und lassen uns Meere überqueren, um die unbekannten Lande zu entdecken. Geheimnisse lassen uns Jahrelang Glyphen entschlüsseln, um unseren Vorfahren auf die Spur zu kommen. Und sie lassen uns die höchsten Mauern im Geiste errichten, um die Begierde, den Entdeckerdrang und das Verlangen der Welt abzuschirmen.

Manche Geheimnisse verstecken wir tief in uns. Tief in den dunklen Gängen unserer Seele. Im hintersten, unbeleuchteten Pfad, entlang des Dschungels aus Vergessenheit und Verdrängen. Dort in der Finsternis in der kleinen Schatulle. Die kleine Schachtel hinter den Ängsten und einschneidenden Erlebnissen, die wir verstauben lassen haben. Begraben von einer dicken Schicht aus fahrlässiger Nichtbeachtung, wird der Wert dieser Geheimnisse unterdrückt, bis der Weg dorthin ebenso in Vergessenheit geraten ist, wie die Existenz dieses Schatzes.

Wir leben unsere Zeit, ohne uns zu erinnern. Doch vielleicht ist dieses subtile Pulsieren im Herzen nicht nur das Leben, das durch unsere Adern fließt, sondern ein stummer Schrei aus einer Welt, die viel tiefer in uns hineinreicht und still in die Leere schreit – ganz anders, als das Blut, was aufdringlich durch unsere Haut schimmert.

Ein lautloser Ruf aus den verworrenen Gängen unserer Seele. Ein Widerhall, längst verstummter Hilferufe, der noch immer nachschwingt und unsere Seele hin und wieder zum Beben bringt. Ein Geheimnis, das vergessen und verblichen aber nicht gestorben ist. Wir spüren das sanfte Zupfen aus der Dunkelheit. Das kaum merkliche Flehen eines Teils von uns, der lebendig begraben, stetig um seine Befreiung kämpft. Verborgen und zugeschüttet mit Erinnerungen und überlagert mit Ablehnung und Verachtung.

Und eines Tages, in einer Phase unseres Lebens, in der wir den zitternden, dünnen Faden spüren, ergreifen wir ihn. Wir halten ihn mit aller Kraft fest und folgen ihm. Wir folgen dem Geheimnis in die Dunkelheit. Durch das Labyrinth aus Magie und Wunder. Durch die verzweigten Gänge unseres Selbst, bis hin zu mystischen Pfaden, die wie eine verwunschene Welt, unbekannt und anziehend auf uns wirkt.

In Finsternis gehüllt, erreichen wir schließlich einen Raum, der so angefüllt mit Schmerz ist, dass Zweifel als Melodie die Luft erzittern lassen. Dort hinten, in der tiefsten Dunkelheit entsteht ein Licht. Mut und Hoffnung flackern auf, wie im Wind zuckendes Kerzenlicht und wir pusten die erdrückende Zeit von der kleinen Schatulle, die geschunden und beladen mit Verzweiflung vor uns steht. Das flackernde Licht formt den Schlüssel, der alle Siegel der Zeit zerbricht und weit in die Welt wirft, wo sie zum Staub dessen werden, was sie einst geschaffen hat.

Unsere Augen fixieren ein erwachendes Geheimnis. Ein Splitter der Erinnerung, den wir behutsam der Vergessenheit entnehmen und mit Tränen aus Liebe neues Leben schenken. Ein Teil unserer Selbst, der sich wieder in unsere Seele einfügt und uns vollständig macht. Der Teil, der uns auf den Wegen des Lebens verloren gegangen ist und in uns eine Leere hinterlassen hat, die so rein war, dass nicht einmal die Dunkelheit sie füllen konnte.

Und so formen wir neue Wege, die von Frieden erfüllt im Schein der Liebe glänzen und uns an Orte bringen, die von Magie berührt wurden.

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