Ein Moment umhüllt mich und lässt mich Leben atmen.

Vorbei an den vielen Ablenkungen des Lebens, den einnehmenden Gedanken der Pflichten und der Schnelllebigkeit der Welt, stolpere ich für einen kurzen Moment aus der Konzentration heraus und finde mich an einem Ort wieder, der vollkommen ist.

Ein Glitzern im Augenwinkel, meine Schultern sanft erwärmt. Vogelgesang erfüllt die Stille und bringt Harmonie an meine Ohren. Eine Harmonie, die zum Takt meines Herzens schwingt – ein Gleichklang des Lebens. Versehentlich aus der Hektik herausgetreten, sehe ich die Fäden der Welt. Für einen Moment berühre ich sie und empfinde ungefühlte Emotionen, die wie ein altes Lied bis tief in meine Seele klingen. Tief in mir, spüre ich die Verbundenheit mit allem. Mit der Erde unter mir, mit dem Gesang der Vögel, der mein Herz mit dem Glitzern des Sees vor mir verbindet. Die Sonne erwärmt meine Gedanken und lässt die Farben um mich herum erstrahlen. Dann atme ich tief ein – Leben durchdringt mich und flutet den Moment. Ein Moment, der so intensiv ist, dass er von Glück getragen wird. Doch die Zeit ist unbarmherzig.

Der Moment vergeht und ich fühle noch die Wärme, die Klänge und ein leichtes Kribbeln im Bauch. Eben noch strahlend hell, verblassen die Farben vor mir und sie werden wieder zu einem unsichtbaren Mythos.

Es ist nicht die Zeit, die uns verlässt. Sie ist immer bei uns, trägt uns im Strom des Lebens, bis ans Ende und führt uns an Orten, Gelegenheiten und Wundern vorbei. Es liegt an uns, ob wir hinsehen, hinfühlen und in den Moment abtauchen oder ihn in der Strömung der Zeit, im Strudel des Verlustes dahintreiben lassen. Ungesehen, ungelebt und unberührt.

Achtsam leben bedeutet zu leben. Die allgegenwärtigen Herausforderungen, die uns umzingeln, machen es notwendig, sich des Lebens bewusst zu machen – und dem Geschenk, das wir erhalten haben. Die Momente fliegen an uns vorbei, ohne sie je gesehen zu haben. Ein verlorenes Lachen verweht im Wind der Zeit und ein atemberaubender Blick versinkt im Abgrund des endlos tiefen Sees aus Tränen der Reue.

Vielleicht ist es möglich, auch im Alltag des Lebens zu leben. Vielleicht ist es möglich, sich auf dem sanften Strom der Zeit treiben zu lassen und den Momenten in die Augen zu blicken. Sie zu fühlen. Mehr von den Geschenken am Wegesrand zu öffnen, anstatt nur das bunte Papier vorbeiziehen zu sehen. Vielleicht steckt in einem dieser Momente mehr als ein Atemzug Leben. Ich atme.

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