Was ist ein Leben wert? Ein Monatsgehalt? Ein Beitrag mit 1000 Likes? Oder vielleicht der Besitz eines Gegenstands oder das Eigentum an etwas Boden unter den Füßen?
Das Leben in Zahlen
Wir zählen Tode in Zahlen, messen Leben in Effizienz und schreiben am Ende Fußnoten an Namen, die Erfolge beurteilen. So legen wir massenweise Leben auf eine gierige Waage der Ausbeutung, während unsere eigene Uhr immer schneller tickt. Vielleicht schaffen wir es ja doch noch etwas zu erreichen – etwas zu hinterlassen, an dem wir gemessen werden können. Ein Erfolg, der unserem Leben auf der Tafel des Todes ein Sternchen verleiht. Ein kleines Glitzern der Hoffnung auf einen Widerhall in den Gedanken anderer Menschen.
Und so leben wir tagein, tagaus in der Hoffnung, in Erinnerung zu bleiben. Manche Menschen kämpfen ein Leben lang für diesen einen Traum. Bis sie nicht mehr träumen – denn nur Lebende tun dies.
Jeder hat seinen Wert – oder?
Jeder Mensch hat seinen eigenen Wert. Oder etwa nicht? Hohe Regierungsmitglieder haben doch sicher einen weitaus höheren Wert als der Mensch, der gerade diesen Text schreibt. Ist es nicht so? Warum sollten sie sonst so professionell beschützt und so wahnsinnig gut bezahlt werden? Der Obdachlose, der immer am Durchgang dieser einen Straße sitzt und sich um das Leben bemüht… er ist doch sicher wertl… STOP! – denn während der Mensch, der diese Zeilen schreibt, euch auf eine Gedankenreise mitnehmen wollte, blockiert sein Innerstes ob dieses Verrats an des Lebens selbst.
Verrätst du mir deinen Wert?
Hör tief in dich hinein. Leg deine Erfolge in die Waage des Lebens. Summiere deine erreichten Ziele, deine gemeisterten Herausforderungen und zähle die Tage, die du zur Arbeit gegangen bist. Verrätst du mir nun deinen Wert? Wahrscheinlich fällt es dir schwer. Es fühlt sich vielleicht falsch an – wie eine innere Blockade. Und weißt du warum? Es wäre Verrat am Leben. Es wäre wie ein freiwilliges Opfern aller Gefühle, die dich zusammenhalten. Wie ein loslassen des alles verbindenden Bands des Lebens.
Was ist also der Wert eines Lebens?
Der wahre Wert
Im Schein der Morgensonne glitzern Tränen in grünen Augen. Es sind die Augen eines Kindes, das sich krümmt – vor Lachen. Sein Gesicht erinnert an einen Tag am Meer, an dem alles perfekt ist. Ein warmer Luftzug, getragen von Liebe und Freude. Das Kind läuft kurz zu seinen Eltern, um das soeben Erlebte zu erzählen. Sein Hafen – sein Anker der Liebe. Dann ist es auch schon wieder bei seinen Freunden auf der Rutsche des Spielplatzes, von dem ein Vogel laut zwitschernd davon fliegt. Sein Gesang erfüllt die Welt und eine kleine Wolke schiebt sich kurz vor die warme Sonne. Sie sieht aus wie ein Schaf beim Grasen. Während meine Blicke hin und her wandern, beiße ich in eine Erdbeere, die ich kurz zuvor auf einem Feld gepflückt habe und schmecke tausend verschiedene Arten Glück. Der arme gebrechliche Mann, der jeden Sonntag hier mit seiner zerschlissenen Hose und den durchgetretenen Schuhen vorbei kommt, bleibt in der Ferne stehen und ich sehe, wie er aus seiner schmutzigen Hose einen Krümel trockenes Brot herausholt. Er wirft es einem Raben hin, der es dankend krächzend mit seinem Schnabel ergreift und davon fliegt. Der alte Mann schaut ihm mit einem Lächeln nach. Dann setzt er sich auf eine der Bänke und sieht den Kindern beim Spielen zu. Ich nähere mich ihm, teile mit ihm 1000 Arten des Glücks und die kleine Wolke gibt die Sonne wieder frei. Schweigend sitzen wir da, bis der Mann etwas sagt:
„Ich möchte dir etwas schenken“, sagt er mit einer Stimme, die wie ein sanfter Windhauch klingt.
„Etwas, das ich erst seit kurzem mit mir trage – wie einen stillen Schatz, der zu wertvoll und zu schwer ist, um ihn für mich allein zu behalten. Es ist keine Münze, kein Besitz, kein kluger Ratschlag. Es ist eine Erkenntnis: Dass das Leben nicht in Jahren gemessen wird, nicht in Taten, nicht im Beifall der Welt – sondern in Momenten. In jenen kostbaren, leuchtenden Augenblicken, in denen du still wirst und wirklich da bist. Wenn dein Herz nicht eilt, deine Gedanken nicht rennen – wenn du atmest, lauschst, fühlst. Dann und nur dann, berührst du den wahren Wert deines Lebens.“
Erlebe den Moment
Es ist vollkommen egal, was du beruflich machst oder erreichst. Es ist unwichtig, wie viele Autos du hast. Versuche nicht etwas zu erschaffen, das du hinterlässt, nur damit etwas von dir bleibt. Denn dein kostbarstes Vermächtnis ist deine Liebe. Liebe dich und dein Leben. Atme den Moment und erfreue dich an den kleinen Dingen. Sie bilden die Summe deines Daseins auf diesem Planeten. Die kleinen Augenblicke, die wie Bernstein in der Sonne schimmern, sind die Schätze deiner Zeit. Kleine Einschlüsse malen ein Kunstwerk in dein Leben und hallen in der Welt wider, die du berührst. Deine Liebe hinterlässt Spuren des Glücks auf den Wegen der Menschen, die nach dir kommen. Lass sie wissen, dass der Wert eines Lebens nicht im Gedankenkampf entsteht, sondern voller Liebe in der Sonne schimmert – Durchleuchtet vom Licht des Universums.
Vielen Dank fürs Lesen meines Textes „Der Wert eines Lebens“. Falls du auf deinem achtsamen Lebensweg noch Unterstützung suchst, schau gerne in meinem Poesie-Shop vorbei. Dort findest du Karten mit berührenden Worten und kraftspendenden Zeilen. Sie unterstützen dich auf deinem inneren Weg und helfen dir deine Mitte zu finden. Auch individuelle Poesie ist möglich. Schau dich gerne um.
In meiner Blog-Rubrik „Poetische Texte“ findest du außerdem tiefgreifende Texte zu verschiedensten Themen. Viel Spaß beim Lesen!