Liebe Ungewissheit, du Dorn in meinem Kopf. Bist du hier, um mir die Sicherheit zu rauben?
Im Nebel des Zweifels lauerst du – immer bereit deinen kalten Schauer über mich hereinbrechen zu lassen, meine mühselig geplante Zeit ins Chaos zu stürzen und mir zu nehmen, was mir Frieden gibt.
Liebe Ungewissheit, hast du Freude daran, zuzusehen, wie mein Blick ins Leere fällt? Labst du dich an meiner Angst, wenn mein bunt ausgemalter Weg zerbricht und ich ins Schwanken gerate? Tust du dich gütlich daran, mir eine Zukunft zu zeigen, die für meine Augen undurchdringlich ist?
Ich stolpere durch die Zeit, immer einen Schritt am Weg vorbei, laufe durch das Dickicht aus Unbekanntem und schlage Schneisen durch den dichten Wald in meinem Kopf – erhasche einen Blick auf meinen Weg, nur um ihn im nächsten Moment wieder aus den Augen zu verlieren.
Liebe unsterbliche Ungewissheit – wer bist du? Bist du mein Feind? Jemand, den ich mein Leben lang bekämpfen muss? Oder werde ich am Ende doch verlieren und von dir verschlungen werden? Wird alles, was ich erstrebe in deinem Wesen zu Staub zerfallen? Wirst du meine Pläne und Träume mit deiner Macht wegwischen, wie lästigen Schmutz?
Da stehe ich nun und sehe dich an, sehe dir in deine alles durchdringenden Augen und halte deinem Blick stand. Und in deiner Gegenwart erklimmt ein Gedanke die Tiefen meiner Seele, dringt langsam immer tiefer, bis er zu keimen beginnt. Während du mir die Ungewissheit in aller Schrecklichkeit offenbarst, erblüht in mir das Verstehen.
Liebe Ungewissheit – ich kenne dich. Du stehst mir gegenüber und wartest auf mich. Wer mir nun zulächelt, ist das Leben selbst. Das Leben in all seiner Ungewissheit.
Das Verstehen, das in mir wie ein Schatz des Friedens erblüht, lässt mich dein wahres Selbst erkennen. Du warst niemals mein Feind, denn du bist mein Leben. So ungewiss, so schön.
Das Leben erblüht, wenn Wege sich formen, die vorher im Verborgenen lagen. Brücken, die von der Zeit versteckt im Dickicht der Zweifel lagen, formen Pfade zum Glück.
Pläne sind nützlich – in Maßen. Doch wer sein Leben versucht in Gewissheit zu zwängen, wird stets von einer nagenden Ungewissheit begleitet, die am Rande des Bewusstseins ihre Zweifel sät.
Das Leben ist nicht planbar, denn die Ungewissheit begleitet uns jeden Atemzug. Auch wenn es scheint, als würden wir unserem Weg folgen, lauert sie doch immer in unserem Nacken und wir spüren ihren kalten Atem, der uns hin und wieder eine Gänsehaut bereitet.
Nehmt das Leben an, wie es ist – mit all seiner Ungewissheit, mit all seinen Möglichkeiten. Denn nichts Anderes bedeutet es. Wir haben unzählige Möglichkeiten, können uns immer wieder für einen neuen Weg entscheiden, abbiegen, Wege kreuzen, Pausen machen und die Aussicht genießen. Was passieren wird und wie viel Zeit uns bleibt, liegt nicht in unserer Hand. Aber bis dahin, stehen uns Wege offen, die beschritten werden wollen. Wege, die das Leben schreiben.
Vielen Dank fürs Lesen meines Textes „Ungewissheit“. Wenn er dir gefallen hat und vielleicht sogar zum Nachdenken angeregt hat, lass mir gerne deine Gedanken dazu in einem Kommentar unter diesem Beitrag da. Ich freue mich darauf.
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Lieber Rainer, gern würde ich deine Texte verfolgen, denn sie geben mir sehr viel.
Sie beruhigen und tuen der Seele gut, machen aber auch Mut und geben Kraft. 🫶
Vielen lieben Dank, dass du es möglich machst, keinen zu verpassen.👌🙏
Hab einen schönen Abend und einen friedlichen Sonntag.
Mit lieben Grüßen Sonni
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